Paul Oehme - Ein rechtsextremer Hooligan lebt in Passau

Veröffentlicht am Fr., 08/10/2018 - 11:09

Der sächsische Fußballverein SG Dynamo Dresden hat schon seit langem ein Problem mit rechten Tendenzen in der eigenen Fanszene – das ist über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Doch nicht nur im ‚neuen‘ Bundesland Sachsen sind die Fans des Fußballvereins zu verorten: „Dynamos Anhänger leben übers ganze Bundesgebiet verstreut. Laut Michael Born, Geschäftsführer von Dynamo Dresden, sind allein in Bayern und Baden-Württemberg 1100 Vereinsmitglieder registriert.“1

So wurden auch Passauer Bürger*innen Anfang des Jahres, in der Nacht vom 4.3.2018 gegen 00:30 Uhr, Zeug*innen eines Auftritts der Dynamo Fans: Gemäß einer Pressemitteilung der Polizei zündeten diese in der Innstadt gegenüber der Kneipe ‚Colours‘ „(...) ein Feuerwerk, sowie Bengalo-Feuer (...)“ und skandierten „(...) verschiedene Hooligan-Gesänge (...)“2. Die Gruppe, welche zuvor in der gegenüberliegenden Kneipe ‚Nix Nutz‘ den Geburtstag eines ihrer Mitglieder feierte, sei laut Polizei „(...) dem Hooligan-Klientel aus Dresden zuzuordnen (...)“3 gewesen und hatte laut Zeugen „(...) eine Fahne“ mit der Aufschrift „‘Dynamo Dresden West" dabei (...)“.4

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Rechtsextreme Hooligans marschieren durch die Passauer Innstadt

Die Polizei, welche mit einem „(...) Dutzend Polizeistreifen der Land- und Bundespolizei (...)“5 vor Ort vertreten war, nachdem sie über das Internet von dem Zwischenfall erfahren hatte, konnte im Anschluss an die Aktion lediglich „in der Jahnstraße eine Personengruppe in der Größe von ca. 25-30 (...) männlichen Personen (...)“6 sowie deren im Stadtbereich parkende Autos feststellen. Zu einer Kontrolle der fraglichen Gruppe kam es jedoch zu keinem Zeitpunkt. „Eine Handhabe hatte die Polizei nach eigenen Angaben nicht“7  und so stellte sie ihre  Ermittlungen schließlich ein8. Laut Bürgerblick wusste die Polizei jedoch um den Aufenthaltsort der Hooligans – diese befanden sich zum Zeitpunkt der Fahndung in einer bekannten Passauer Diskothek 9.

„Gegen 2:45 Uhr kam es dann in der Diskothek zu einem Streit zwischen einem 23-Jährigen und einer Gruppe aus 15 bis 20 Dresdner Hooligans.“10 Der junge Mann wurde daraufhin beim Verlassen der Räumlichkeiten zu Boden geschlagen und getreten – der Täter war „(...) offensichtlich Mitglied der o.g. Gruppe (...)“11. „Der Geschädigte wurde mit Verdacht auf Schädel- und Kieferbruch ins Klinikum Passau gebracht.“12Erst jetzt gelang es den Beamt*innen der Polizei, die Gruppe zu stellen und ihre Personalien aufzunehmen.

Mitglied der Gruppe und Geburtstagskind des Abends war laut Recherchen des antifaschistischen Infotickers für Passau und Umgebung der in der Passauer Innstadt wohnhafte Paul Oehme (1988).

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Oehme mit anderen Dresden-Hooligans im Stadion

Paul Oehme, mutmaßliches Mitglied der Dynamo Dresden Hooligan Gruppe „Dresden West“, welche sich selbst unter anderem als „Army of Dresden“ inszeniert, war bereits in der Vergangenheit durch sein extremes und extrem rechtes Verhalten aufgefallen. Beispielsweise gehörte er, im September 2017 bei einem Freundschaftsspiel der Deutschen Nationalmannschaft in Prag, einem Block aus rund 200 Hitlergruß zeigenden Nazis an. Auch ist er auf einem Foto, enstanden bei der EM 2016 in Frankreich zusammen mit Mitgliedern von „Dresden Ost“ und „Faust des Ostens“, zu sehen „[...] das mehr als 30 Personen mit
(Reichskriegs-)Flagge zeigt (...). Mindestens einer der Männer hat sich vermummt, ein anderer hebt den Arm zum Hitlergruß.“13 „Am gleichen Tag“ an dem auch das erwähnte Bild entstand „griffen etwa 50 deutsche Hooligans ukrainische Fußballfans mit Flaschen, Dosen, Stühlen und Rauchbomben an und verletzten mehrere Personen.“14 – dass Paul Oehme und seine Kamerad*innen involviert waren kann an dieser Stelle weder einwandfrei belegt noch ausgeschlossen werden.

Bei „Dresden-Ost“ handelt es sich laut Mitteldeutschem Rundfunk um „(...) eine Gruppe von Dynamo-Dresden-Anhängern. Mitglieder der Gruppe wurden schon bei Pegida-Demonstrationen beobachtet. (...) Besonders auffällig“ sei auch die „(...) Gruppierung (...) ‚Faust des Ostens‘. Einige Mitglieder wurden wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung angeklagt. Fremdenfeindliche Straftaten werden ihnen genauso vorgeworfen, wie Diebstähle.“15 Mitglieder von „Faust des Ostens zählen auch zu den „(...) mutmaßliche(n) Angreifer(n) vom 11. Januar 2016 in Leipzig- Connewitz.“16

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Oehme mit anderen Nazi-Hools beim Deutschlandspiel

Doch Paul Oehme stand auch bereits 2009 vor Gericht – er hatte in der Nacht vom 16.11.2004 mit ca. 20 weiteren Dynamo Dresden Holligans eine Party internationaler Studierender überfallen, „um ‚Ausländer zu klatschen‘, wie einer der Beschuldigten später bei der Polizei aussagen wird.“17 „Mindestens zwei ausländischen Studierenden wird“ bei dem Angriff „eine Flasche über den Kopf geschlagen, andere werden mit Faustschlägen ins Gesicht und auf den Oberkörper traktiert. Ein Betroffener wird ohnmächtig, erleidet eine Schädelprellung und eine schwere Kopfplatzwunde. Mindestens zwei weitere müssen ebenfalls im Krankenhaus behandelt werden.“18 Obwohl Paul Oehme seiner Schuld geständig war, wurde er in dem darauf folgenden Prozess lediglich zu 50 Arbeitsstunden gemeinnütziger Arbeit verurteilt. Es kann also geschlussfolgert werden, dass es sich bei der Personengruppe, welche in der Nacht vom 4.3. durch Passau zog, nichteinfach bloß um x-beliebige Hooligans handelte.

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Oehme beim Wandern

Das nicht erfolgte Vorgehen der Passauer Polizei, zeigt erneut deren Gleichgültigkeit und Desinteresse gegenüber Rechtsextremen. Nachdem aus der Gruppe heraus mehrere Straftaten und Ordnungswidrigkeiten begangen worden waren, wäre ein Eingreifen entgegen der Aussage der Beamten durchaus möglich gewesen. Bedenklich ist ebenfalls die Tatsache, dass mit Paul Oehme ein Mitglied einer extrem rechten Dresdner Hooligan-Gruppe in Passau lebt und sich hier scheinbar sicher genug fühlt um mit seiner Gruppe offensiv durch die Innenstadt zu ziehen. Ganz zu schweigen davon, dass aus dieser Gruppe heraus proaktiv Menschen angegriffen werden.
Rechtsextreme Hoolgians die sich die Straße und damit auch die Öffentlichkeit nehmen, sind für uns ein eindeutiger Ausdruck des Erstarkens rechter Tendenzen und Gruppen in der BRD und als solches nicht hinnehmbar.