Watch out! Großtreffen rechter, deutschnationaler Burschenschafter im Raum Passau

Veröffentlicht am So., 02/16/2020 - 23:14

UPDATE: 09.03.2020

Nach der Publikation des Artikels "Watch out! Großtreffen rechter, deutschnationaler Burschenschafter im Raum Passau" am 16.02.2020 gingen zahlreiche Hinweise zu möglichen Veranstaltungsorten in der Region Passau/Deggendorf ein. Inzwischen konnte die Location des Stiftungsfests der wegen rechtsextremistischer Bestrebungen vom Verfassungsschutz beobachteten Studentenverbindung Markomannia verifiziert werden.

Die völkisch-nationalistische Burschenschaft und ihre Gäste aus dem deutschnationalen Korporationenspektrum planen des 160. Bestehen der Burschenschaft Markomannia Wien am 23. Mai im Aldersbacher Bräustüberl auf dem Gelände der Brauerei Aldersbach (ehemalige Zisterzienser-Abtei in Aldersbach in Bayern in der Diözese Passau, Freiherr-von-Aretin-Platz 1, 94501 Aldersbach) zu feiern. Es werden um die 250 Gäste erwartet. Diese werden, soweit es die Kapazitäten zulassen, über das Stiftungsfest-Wochenende vom 21.-25. Mai im anliegenden Hotel-Restaurant-Metzgerei Mayerhofer untergebracht.

Die heutige Klosteranlage gliedert sich in den, der Kirche gehörenden Pfarrbereich (Pfarrerwohnung), den Öffentlichkeitsbereich mit Gaststätte und in eine Bildungsstätte mit mehreren Seminarräumen. Das Refektorium (Speisesaal) des Klosters dient heute als Festsaal der Brauerei Aldersbach und ist in das überregional bekannte „Bräustüberl“ integriert - in diesem Saal wird das Großtreffen deutschnationaler bis rechtsextremer Burschenschafter am 23.05 stattfinden.

Im früheren Schulgebäude des Klosters ist heute außerdem das Rathaus mit der gesamten Gemeindeverwaltung untergebracht und im ehemaligen klösterlichen Krankenbereich (Infirmerie) befindet sich der örtliche Kindergarten. Unter diesen Umständen wirkt die Wahl des Orts als Locations eines von einer rechtsextremen Verbindung organisierten Großtreffens besonders brisant. Überregional bekannt wurde die wunderschöne historische Klosteranlage im Kontext der Bayerischen Landesausstellung "Bier in Bayern" im Jahr 2016, welche nach Angaben des Hauses der Bayerischen Geschichte als erfolgreichste bayerische Landesausstellung seit 2012 insgesamt 230.000 BesucherInnen zählte.

Gerade nach der drastische Zunahme rechtsextremer und rassistisch motivierter Hassverbrechen, Morde und Terroranschlägen in der Bundesrepublik im Verlauf der letzten Monate werden Warnungen vor der nur allzu deutlich hervortretenden Gefahr von rechts ebenso wie Abgrenzungsbeschwörungen zunehmend auch aus dem partei- und kommunalpolitischen Milieu, Kreisen der Regierungspolitik und sogar seitens der Kirchen und erzkonservativen Lagern laut. Es ist zu hoffen, dass die Versprechen Rechtsextremisten und ihren UnterstützerInnen energisch entgegen zu treten und diesen keinen Raum zu lassen sich nicht nur als leere Worthülsen erweisen und die Stadt Aldersbach sowie die Brauerei Aldersbach hier klare Kante gegen Rechts zeigen und das Großtreffen deutschnationaler Korporierter nicht in ihren Räumlichkeiten stattfinden lassen!

Dabei verkörpert wohl kaum eine andere bayerische Verbindung so sehr das Zusammenspiel diverser Akteure der extremen Rechten so sehr wie die, sich explizit auch als politisch verstehende, akademische Burschenschaft Markomannia Wien, die seit Ende letzten Jahres als vom Bayerischen Landesamt für Verfassungsschutz als "rechtsextrem" eingestuft wurde und seither beobachtet wird. Unter ihren insgesamt ca. 50 Mitgliedern, also den "Alten Herren" und den aktiven Burschenschaftern, finden sich (ehem.) Mitglieder und Funktionäre der NPD, der AfD und der jeweils vom Landesamt für Verfassungsschutz beobachteten Identitären Bewegung, der Jungen Alternative Bayern, der (inzwischen aufgelösten) Campus Alternative Passau usw. Mitglieder der Burschenschaft Markomannia sind weiterhin auch in anderen Burschenschaften korporiert, wie beispielsweise der Passauer "NPD-Burschenschaft" Normannia Winterberg. Unter dem Label der "akademischen Studentenverbindung" drohen sich in Alderbach am Wochenende des 23.-25. Mai folglich nicht bloß bierdurstige Akademiker sondern in großen Teilen hartgesottene Rechtsextreme und Neonazis der verschiedensten Lager der "Neuen Rechten" einem feuchtfröhlichen Stelldichein zusammenfinden.

Eine Szenario, welches den prestigeträchtigen Klosteranlagen und seiner überregional als "Aushängeschild niederbayerischer Lebensart" bekannten Brauerei und Gastronomie nicht gerecht werden dürfte.

Collage Aldersbach

 

Ursprünglicher Artikel:

Die rechtsextreme Burschenschaft feiert 160jähriges Bestehen („160. Stiftungsfest“) - und lädt zu groß angelegten Feierlichkeiten vom 21.-24. Mai 2020

Die rechtsextreme Burschenschaft Markomannia Wien feiert im Mai ihr 160-jähriges Bestehen. Während sich die Markomannia vor rund 100 Jahren noch mit populären NS-Ideologen und -Vordenkern sowie hochrangigen SS- und Wehrmachtsangehörigen in ihren Reihen der Markomannia schmückte, prägen heute (ehem.) Funktionäre der AfD und NPD (und ihren Jugendorganisationen) und Kader der „Identitären Bewegung“ die in Deggendorf und Passau ansässige Burschenschaft. Der waffenstudentische Männerbund versteht sich als politische Verbindung von Studenten und „Alten Herren“ und gilt als Sammelbecken für Aktivisten, Funktionäre und Mitglieder der „Neuen Rechten“, Hooligans und andere Rechtsextreme unter dem harmlosen Label einer akademischen Verbindung. Unter dem burschenschaftlichen Label stehen die Markomannen weiterhin in engem Kontakt zu zahlreichen weiteren korporierten Mitgliedern und Organisationen der extremen Rechten. Nicht zuletzt deshalb wurde die Burschenschaft im vergangenen Jahr als offiziell „rechtsextrem“ eingestuft und steht seitdem unter Beobachtung des Bayerischen Landesamtes für Verfassungsschutz. [Mehr Informationen: Rechtsextreme Burschenschafter, Neofaschisten, Hooligans und AfD vereint in Passau - Die Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf]

Das Gästespektrum: Deutschnationale Burschenschaften und völkisch-nationalistische Korporationen

Zu runden Jubiläen, wie einem 160. Stiftungsfest, ist es üblich, dass Burschenschaften nicht nur die eigenen „Bundesbrüder“ sondern auch Korporierte befreundeter oder ihnen auf andere Weise nahestehende Burschenschaften einladen. Diese nehmen als Delegationen („Chargen“) an den offiziellen Feierlichkeiten („Kommers“) des Bundes teil. Die Markomannia Wien ist bekennendes Mitglied im deutschnationalen Dachverband „Deutsche Burschenschaft“ und dessen extrem rechten, völkisch-nationalistisch ausgerichteten Flügel „Burschenschaftliche Gemeinschaft“. Innerhalb des rechtsaussen-Flügels „Burschenschaftliche Gemeinschaft“ finden sich trotz ihrer recht übersichtlichen Gesamtanzahl auffällig viele akademische Burschenschaften aus Deutschland und Österreich, welche in den jeweiligen (Bundes-)ländern als rechtsextremistisch verortet und von Behörden beobachtet werden. In der Verbandszeitschrift, den „Burschenschaftlichen Blättern“ schaltete die Markomannia im Januar 2020 eine Anzeige in der sie die Feierlichkeiten ihres 160. Stiftungsfests im Rahmen deutschnationaler Korporierter deutschland- und österreichweit bewarb. Nicht zuletzt deshalb ist mit einem Großaufgebot an Gästen aus dem Spektrum mitunter extrem rechter Burschenschaften und Parteien zum Anlass des Markomannia-Stiftungsfests im Raum Passau zu rechnen. Vor wenigen Monaten erst, im November 2019, scheiterte eine Verbandstagung der „Deutschen Burschenschaft“ (an der die Markomannia ebenfalls mit einer Delegation teilzunehmen plante), nachdem die Betreiber der angemieteten Fest- und Veranstaltungsräume über den Hintergrund der Reservierungen aufgeklärt worden waren. Unter irreführenden Angaben hatten die Burschenschafter die Räumlichkeiten angemietet. Die Wirt*innen und Besitzer*innen entschieden jedoch dem „rechtsradikalen Gipfeltreffen im Elsass“1 sofort die Räume zu stornieren. Nun steht ein ähnliches Treffen in der Region Passau an.

Ort und Umfang der Festlichkeiten von 21.-24. Mai

Bereits im vergangenen Jahr versuchte die Burschenschaft in der Stadt Passau Festsäle als Veranstaltungsräume für das Stiftungsfest mit mehreren hundert Gästen anzumieten, scheiterte jedoch damit. Es ist daher davon auszugehen, dass für die Feierlichkeiten ins Passauer Umland ausgewichen wird, da die erwartete Gästeanzahl die Kapazitäten des Hauses der in Deggendorf ansässigen Burschenschaft (Hafenstraße 24) bei weitem sprengen dürften.

Zudem bedeutet ein drei-tägiges Festprogramm (21-24.05.2020) einen organisatorischen Aufwand, welcher ohne die externe Unterstützung in der Verpflegung, Unterbringung, Betreuung und dem Transport der Gäste kaum denkbar ist.

Die einzelnen Programmpunkte der drei Tage des Stiftungsfests hält die Burschenschaft Markomannia bisher (und vermutlich bis auf Weiteres) geheim. Klassische Programmpunke solcher burschenschaftlichen Festivitäten oder auch Verbandstreffen sind beispielsweise: Gemeinsame Essen, ein großer Fest-Kommers (zeremonielle Feier mit „Chargen“ und in Verbindungs-Uniformen), Ausflüge, Wanderungen, Spaziergänge [„Bummel“] und kulturelle Betätigungen wie Konzert-/Theater-Besuche, Weinproben usw. Es ist anzunehmen, dass sich die verschiedenen Angebote des Stiftungsfest-Programms auf verschiedene Orte in Passau, Deggendorf und dem Umland dazwischen verteilen. Erkennbar sind die Korporierten der verschiedenen Burschenschaften an den traditionellen Uniformen oder der abgespeckten Kleidungsversion, den unterschiedlich farbigen Mützen und Couleur-Bändern. [Im Falle der Markomannia mit weißen Mützen und Bändern in den Farben Schwarz-Gelb-Weiß]

Appell: Watch out!

Von der Anmietung oder der Nutzung für die einzelnen Programmpunkte betroffen sein können Hotels, Gast- und Wirtshäuser, Restaurants, Lokalitäten mit Festsälen oder festlichen/historischen Veranstaltungssälen (städtisch und privat) aber auch Brauereien, Museen. Theater- und Konzerthäuser für die kulturellen Aktivitäten, sowie Transportunternehmen, Cateringunternehmen, Musiker*innen usw. in bzw. zwischen Passau und Deggendorf und Umland.