Letzte Woche berichteten wir über die Veranstaltung der AfD-Passau mit Pegida-Rednerin Petra Federau. In diesem Zusammenhang war auch von Alexander Salomon zu lesen. Die weitreichenden Verbindungen dieser Person sollen im Folgenden aufgezeigt werden.
Alexander Salomon deckt trotz seines jungen Alters eine beeindruckende rechte politische Karriere ab und mischt in verschiedenen rechten Zusammenhängen mit. Er ist Mitglied der extrem rechten Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf, und Teilnehmer der Verbandstagung der Deutschen Burschenschaft in Schärding im Oktober 2016. In Passau fiel er bereits öfter durch öffentliche Bekenntnisse zu faschistischem oder nationalsozialistischem Gedankengut auf.
Salomon war ca. zwei Jahre lang Mitglied in der NPD (Brandenburg), bevor er im Jahr 2013 die AfD Brandenburg mitbegründete und in den Vorstand der AfD Brandenburg gewählt wurde. Nach der medialen Bekanntmachung Salomons NPD-Vergangenheit stieß ebendies eine öffentliche und parteiinterne Debatte zum Ausschluss von ehemaligen NPD-Mitgliedern an. Salomon „musste“ schließlich im Frühjahr 2016 die Parteimitgliedschaft aufgeben – dies gilt jedoch nicht für die Mitgliedschaft bei der „Jungen Alternative“. Dort ist er seit 2015 Beisitzer im Vorstand der Jungen Alternative Brandenburg. Zudem arbeitete er im Jahr 2015 und 2016 auf Minijob-Basis für zwei führende Funktionäre der AfD. Salomon studiert inzwischen seit Mai 2014 Jura an der Universität Passau.
In Passau / Niederbayern trat er bis Mai 2017 nicht als AfDler in Erscheinung. Bis er den oben genannten Vortrag der AfD Passau besuchte. Auffällig sind seine Aktivitäten im Rahmen seiner Verbindungsmitgliedschaft und seine zahlreichen persönlichen Kontakte und örtlichen Überschneidungen mit Personen bzw. Aktionsorten der Identitären Bewegung Bayern.
Zu den Nachweisen:
Mitglied der NPD im Landesverband Brandenburg, ca. 2011-2013
Seine politische Laufbahn startete bei der NPD. Öffentlich wurde seine Mitgliedschaft durch einen Facebook Post eben jener rechten Partei.
„Die NPD hatte für Salomons Wechsel nur Häme übrig und schrieb auf Facebook: „Der Abgrenzungsbeschluss der AfD zur NPD ist offenbar aufgehoben worden. Jetzt wildert die AfD schon bei der NPD und wählt unsere Mitstreiter sogar in den dortigen Brandenburger Landesvorstand.““ - Tagesspiegel im März 2016
Seine Mitgliedschaft in der NPD Brandenburg dauerte insgesamt etwa zwei Jahre an, gegenüber der 2013 gegründeten AfD Brandenburg gab Salomon – laut den Potsdamer Neuesten Nachrichten – jedoch nur ein halbes Jahr an.
Mitbegründer & Beisitzer im Vorstand des AfD-Landesverband Brandenburg, 2013
„Alexander Salomon, Anfang 20, aus der Lausitz. Einst war er dort bei der NPD aktiv und wurde regelmäßig im Umfeld von Neonazis beobachtet. Doch als sich Ende April 2013 in Nauen (Havelland) der AfD-Landesverband Brandenburg gründete, war auch Alexander Salomon dabei. Und der junge Mann wurde prompt als Beisitzer in den Vorstand gewählt.“ - Tagesspiegel im März 2016
Trotz seiner NPD-Vergangenheit durfte Salomon noch bis 2014 AfD-Mitglied bleiben. Danach wechselte er in die Jugendorganisation der Partei.
Etwa zur selben Zeit – im Sommersemester 2014 – begann er ein Jura-Studium an der Universität Passau.
Beisitzer im Vorstand der Jungen Alternative Brandenburg, August 2015 / März 2017
Trotz seines Studiums im ostbayerischen Passau ist er weiterhin im brandenburgischen AfD-Umfeld aktiv: im August 2015 wurde er dort als Beisitzer der „Jungen Alternative Brandenburg“ gewählt.
„Der neugewählte Landesvorstand ohne den Beiseitzer Alexander Salomon. V.l.: Marvin Buschmann, Dennis Hohloch, Martin Kohler, Jean- Pascal Hohm, Daniel Friese und Aaaron Kimmig.“ Facebook-Posting der Jungen Alternative Brandenburg vom 04. August 2015
Im März 2017 wurde Alexander Salomon wieder als Beisitzer in den Vorstand der örtlichen „Jungen Alternative“ gewählt.
Mitglied in der Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf – und Mitglied der Deutschen Burschenschaft, Juli 2014
Auf der Facebook-Seite des A. Salomon finden sich verschiedene Bilder, auf denen er die Schärpe der Markomannia Wien trägt. Auch auf den Facebook-Bildern der Burschenschaft Markomannia finden sich verschiedene Bilder mit A. Salomon. So beispielsweise in einem Posting der Burschenschaft vom 08. Oktober 2015 „Beste Grüße vom allmonatlichen Waffenringstammtisch am Markomannenhaus!“. Das früheste Bilder von Salomon auf der Seite der Burschenschaft stammt vom Juli 2014 – was sich mit seinem Studienbeginn in Passau (Mai 2014) deckt. Auch in A. Salomons Facebook-Freundesliste finden sich reichlich Männer, die die Seite der Burschenschaft mit „gefällt mir“ markiert haben.
Seine Mitgliedschaft bei der Markomannia Wien zu Deggendorf und seine Teilnahme an der Verbandstagung der „Deutschen Burschenschaft“ in Schärding vom 27-29. Oktober 2016 bestätigte A. Salomon selber, als er am 26.20.2016 mit einem befreundeten Verbindungsmann des Corps Budissa als Gast einen Workshop („Verbindungen und Burschenschaften, alles Nazis?“) an der Universität Passau besuchte. Die Markomannia Wien zu Deggendorf bietet ihre Räumlichkeiten u.a. der AfD Niederbayern für Vorträge und der Identitären Bewegung Bayern für Versammlungen.
+++ Update +++
Auf dem linken Bild zu sehen (von links nach rechts):
Paul Kelnhofer (Schatzmeister im Vorstand des AfD-Kreisverbands Deggendorf und Markomanne)
Michael Gallermann (Markomanne und Aktivist der Identitären Bewegung - siehe Gruppenfoto des Treffens der IB im Markomannia Haus anlässlich der Gründung neuer niederbayerischer IB Ortsgruppen)
Michael Papert (B! Markomannia Wien zu Deggendorf)
Alexander Salomon
Obwohl Alexander Salomon die Veranstaltungen des AfD Kreisverbands Passau zu meiden scheint und dort kaum als Besucher in Erscheinung tritt, sind seine Verbindungen zum AfD-Kreisverband Deggendorf sehr eng. So finden sich enge Kontakte zu Paul Kelnhofer und Sebstastian Kerler. Beide Burschenschafter, u.a. Verbindungsbrüder Salomons sitzen im Vorstand des AfD-Kreisverbands Deggendorf.
Auf Facebook befreundet ist Salomon auch mit deren Vorsitzenden Katrin Ebner-Steiner, die regelmäßig durch ihre extrem rechten und rassistischen Statements medial von sich reden macht und als enge Verbündete des Bayerischen AfD Vorsitzenden Petr Bystron gilt. Lezterer wird wegen seiner Verbindungen zur Identitären Bewegung vom Verfassungsschutz beobachtet.
Unter Salomons Facebookfreunden findet sich weiterhin der stellvertretende AfD Kreisverbandvorsitzende und die "rechte Hand" Ebner-Steiners, Fabio Sicker. Auch dieser fiel bereits als Teilnehmer von Demonstrationen der Identitären Bewegung auf.
Insgesamt zeigen sich besonders in Salomons persönlichem Umfeld, klare personellen Überschneidungen von Markomannia-Verbindungsbrüdern, Aktivisten der Identitären Bewegung und AfDlern.
Die Markomannia Wien zu Deggendorf gibt sich dabei gerne als "unpolitische Studentenverbindung" ohne ideologische Ausrichtung. Tatsächlich sind öffentliche politische Statements der schlagenden Verbindung rar gesäht. Erst vor wenigen Tagen bekannte sich die Verbindung, zu deren prominenten Mitgliedern NSDAP-Politiker und SS-Mitglieder zählten, zur Wehrmacht als "bestes Militär seiner Zeit" und insbesondere dem Nazi Hans-Joachim Marseille. Dieser wurde im zweiten Weltkrieg als Fliegerpilot mit den meisten Abschüssen auf dem nordafrikanischen Kriegsschauplatz durch die nationalsozialistische Propaganda mit dem Namen "Stern von Afrika" ausgezeichnet.
+++ Update +++
Kontakte zur „Identitären Bewegung – Bayern“? (November 2016)
Vermutungen zu engen Kontakten zur „Identitären Bewegung Bayern“ werden durch folgende drei Indizien gestützt:
1. Die Markomannia Wien zu Deggendorf bietet ihre Räumlichkeiten u.a. der Identitären Bewegung Bayern für Versammlungen an. So trafen sich dort am 04. November 2016 rund 20 „Identitäre“ zur Gründung neuer Ortsgruppen dort.
2. Ein großer Teil seiner lokalen Facebook-Freunde sind ebenfalls Fans der Facebook-Seite „Identitäre Bewegung Bayern“ - wesentlich mehr Leute als die Anzahl seiner Freunde, die beispielsweise die AfD Deggendorf oder AfD Passau „geliked“ haben.
3. Viele der auf Personen, die auf dem Bild der „IB Bayern“ zur Gründung der Ortsgruppen Deggendorf und Passau zu erkennen sind, können Profilen aus Salomons Facebook-Freundesliste zugeordnet werden. Hier scheint es eine relevante Schnittmenge zu geben.
Anstellung bei der AfD auf Minijob-Basis, Mai 2016
Im Frühjahr 2016 begann Salomon, trotz seiner Funktion innerhalb der „Jungen Alternativen“, eine Beschäftigung bei Birgit Bessin, Abgeordnete und parlamentarische Geschäftsführerin der AfD-Fraktion Brandenburg. Ebenso war er bei Andreas Kalbitz, Vize-Fraktionschef und erster Stellvertreter in der Brandenburger Landes-AfD, angestellt. Kalbitz wird von den Potsdamer Neuesten Nachrichten als „Gaulands Kronprinz“ bezeichnet.
„Salomon zur B.Z.: „Ich habe für sie Web-Grafiken erstellt.“ Zu weiteren Jobs für AfD-Politiker will er „nicht Stellung nehmen“. Aus gutem Grund: Bis vor Kurzem jobbte der frühere Rechtsextremist auch für Gaulands Stellvertreter Andreas Kalbitz (43). Der Landtags-Abgeordnete führte bis Oktober einen ultrarechten Kulturverein, den ein SS-Mann gegründet hatte, redet auf flüchtlingsfeindlichen Demos.“ - BZ vom März 2016
Gauland, der enge Verbindungen zu Salomons damaligen Chef Kalbitz führt, nahm Salomon im Bezug auf seine NPD-Mitgliedsschaft in Schutz:
„Herr Salomon war im Alter von 15 oder 16 Jahren in der NPD. Ich finde es nicht richtig, ihm das ein Leben lang vorzuhalten.“ - inforiot.de im April 2016
Zusammenfassend
Die Tatsache, dass Salomon einst bei der nationalsozialistischen NPD und nun „nur“ noch bei der radikal rechts eingestuften „Jungen Alternative“ engagiert ist, sollte nicht zu dem Schluss führen, dass er sich in irgendeiner Weise entradikalisiert habe. Seine tiefen Verstrickungen in der extrem rechten Burschenschaft Markomannia Wien zu Deggendorf, sowie Salomons persönliches Auftreten und Äußerungen, lassen lediglich darauf schließen, dass er gelernt hat seine Ideologie in ein gesellschaftlich akzeptiertes (und vermeintlich harmloser anmutendes) Gewand zu kleiden. Die Inhalte haben sich nicht geändert, der Anstrich schon. Ob dies Salomons politischen Karriereambitionen zuzuschreiben ist oder dem Wunsch, im persönlichen, sozialen und universitären Umfeld weniger anzuecken, bleibt offen. Es scheint uns jedoch in jeder Hinsicht falsch, Nazis zu bagatellisieren und ihre Ideologien und Strategien zu unterschätzen, indem sie in ihrem privaten Auftreten als „nette Person“ reduziert werden. Während sie zugleich in öffentlichen Kampagnen mit menschenverachtenden Forderungen zu den eigentlichen gesellschaftlichen Brandstiftern gehören. Rechtsextremismus ist eine Ideologie, die von Menschen getragen und verbreitet wird. Es scheint heuchlerisch die Ideologie und Taten zu kritisieren, die dafür verantwortlichen Menschen dahinter aber nicht benennen zu wollen.
Update 25.05.17: Absatz über den AfD-KV-Deggendorf und die Burschenschaft Markomannia ergänzt